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Gedankenexperiment zum Thema Krieg Hamb. Abendblatt 24.09.13
Hamburg. Dort, wo bis vor ein paar Minuten die Bühne war, liegt jetzt ein orangefarbener Tretroller für Kinder. Es sieht aus, als sei er eilig hingeworfen und vergessen worden. Doch er ist bedeckt mit schwarzen Ascheflocken. Der Roller liegt wie ein mahnendes Symbol auf dem Boden. Er steht für alles, was in "Krieg. Stell dir vor er wäre hier" von der Berliner Schriftstellerin Janne Teller gezeigt werden soll. Gerade war noch alles in Ordnung. Der 23-jährige Björn Boresch und der 25-jährige Benjamin Nowitzky tanzen zu lauter Clubmusik. Von ei- nem auf den anderen Moment stolpern die Schauspieler über ihre ei-

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genen ausgelassenen Bewegungen. Was passiert ist? Deutschland ist aus der Europäischen Union ausgetreten, weil es nicht ewig für die Staatsschulden anderer Staaten aufkommen wollte. Danach eskalierte die Situation: Schluss mit Frieden. Die zwei Jungen sprechen ihre Sitznachbarn direkt an, dann auch alle anderen. Stell dir vor es wäre Krieg. Sie fragen: "Wenn bei uns Krieg wäre, wohin würdest du gehen? Was würdest du tun, wenn das Haus, in dem du und deine Familie wohnt, Löcher hätte." [...] Die Jungen konfrontieren das Publikum. "Du hast Angst, morgens, mittags, abends. Wenn es irgendwo kracht, zuckst du zusammen." Nationalität ist auf einmal eine Frage von Freund oder Feind. Was dann passiert, sollte einem bekannt vorkommen. Die Familie zieht in ein Flüchtlingslager in Ägypten. [...]
Die Inszenierung von Anne Bader ist ein Gedankenexperiment. Verweigert man sich dem, funktioniert es nicht. Aber denkt man bei den beschriebenen Szenarien wirklich an die eigene Mutter, die mit einer Lungenentzündung im Keller liegt, keinen weiteren Winter überleben wird, an die eigenen Freunde, die man verloren hat – dann ist es nicht nur eine bedrückende Vorstellung. Diese eine Stunde stellt auch
die Position jedes Zuschauers jenen Menschen gegenüber infrage, die in Deutschland Schutz suchen.

Benno Schirrmeister, taz, 26.11.2016, Patricks Trick, ...gelingt es, dass Christoph Vetter und Benjamin Nowitzky den großen (...) inneren Monolog (...) im Raum lebendig werden (...) lassen. ...Statt ihn zu verkloppen nimmt Danijel Patrick mit zu seinem Idol, dem  Boxtrainer, den Nowitzky genau auf der Schwelle zwischen furchteinflößend und lächerlich ausbalanciert. ...dass Nowitzky ihm, schamlos komisch die gesamte Palette abweichenden,  auffälligen und als belastend empfundenen Verhaltens vorführt, das zum Bild des Down-Syndroms gehört, dass er auch die Möglichkeit sozialer Stigmatisierung  durchspielt, dass er nervt, und dass er sich aufdrängt...

www.benjamin.nowitzky.de